2016

WAZ Duisburg.
Kai-Uwe Holze zeigt Werke von Manfred Luther in der Galerie K16 in Homberg. Der Künstler, der in keine Schublade passt, war in der DDR verboten.

Konstruktiv, konkret, beides oder weder noch? Der 1925 geborene und 2004 in Dresden verstorbene Künstler Manfred Luther lässt sich kaum in eine Schublade einordnen. Seine Kunst war in der DDR unerwünscht, sein Rückzug in die innere Emigration verbunden auch mit einem weitgehenden Eintauchen in die Welt philosophischer Gedanken. Und dass er sich nach dem Ende der DDR auch in der offenen Kunstwelt jeder Einordnung entzog, machte sein Werk nicht populärer. Kennenlernen kann man es in Museen in Dresden, Stuttgart und Würzburg – und in der Galerie „K16 am Rhein“ in Homberg.

Kunsthistoriker Kai-Uwe Holze, der seit drei Jahren Ausstellungen in dem Gebäude an der Königstraße 16 zeigt. Das eine abwechslungsreiche Geschichte und einen herrlichen Blick auf den Rhein hat. Lernte er Luther während seines Studiums als einen der wenigen „konstruktiven“ Künstler der DDR kurz nach dem Fall der Mauer kennen. Luther hatte Technischer Zeichner gelernt, sich kurz der gegenständlichen Kunst zugewandt und war dann seinen ganz eigenen Weg gegangen.
24 Sinnzeichen

Er entwickelte 24 Sinnzeichen, die die Welt darstellen, sogar erklären sollten, so Holze, der seine Magisterarbeit über Luther schrieb. „Sie prägen das gesamte Werk.“ Kreis, Dreieck, Quadrat, Parallelogramm – geometrische Formen, denen Luther besondere Bedeutungen beimaß und miteinander kombinierte. Alle 24 Zeichen gibt es als Grau-Weiß-Bilder, aber auch in mehrfarbigen Kompositionen, oft auf Papier oder Pappe, in geringen Auflagen von 20 bis 35 Exemplaren auch als Siebdrucke, denn Material war für den Künstler in der DDR kaum zu bekommen.

Manchmal wurde aus der Not eine Tugend. So schickte ihm sein Bruder aus München zerkrümelte Wachsmalkreide (Stifte wären nicht über die Grenze gekommen), die Luther dann für eine Serie „Cogito ergo sum” in den späten 80er Jahren verwandte: Mit dem Handballen drückte er die wächserne dunkle Farbe aufs Papier. So entstand eine feine Oberflächenstruktur, schließlich zeichnete er aus Goldbronze eine feine Kreislinie auf diesen Untergrund. Als er an einen Rest Blattgold kam, kombinierte er es ebenfalls mit schwarzer Wachsfarbe, was unweigerlich edel schimmert.
Auf dem Kunstmarkt hat anderes Konjunktur.

„Schaulust und Denklust“ erwartete Luther vom Betrachter seiner Kunst. Es ist schon erstaunlich, wie sehr man sich in seine vom Ansatz her verkopften Arbeiten einsehen kann und wie sie – vor allem in ihren farbigen Variationen – sinnliche Qualität gewinnen. Holze war von dieser Kunst so begeistert, dass er deswegen Anfang der 90er Jahre eine Galerie in Dresden eröffnete. In Homberg zeigt er nun Luther-Arbeiten aus den Jahren 1976 bis 1986, größtenteils aus dem Nachlass des Künstlers.

Seit drei Jahren stellt Kai-Uwe Holze in der Galerie „K16 am Rhein“ an der Königstraße 16 in Homberg aus. Das Gebäude, in dem auch eine Steuerberatung untergebracht ist, ist recht verwinkelt, die Arbeiten werden jeweils in zwei Räumen sowie im Treppenhaus präsentiert. Die Eröffnungen seien jeweils gut besucht, sonst kommen eher nur einzelne Besucher, so Holze: „Diese Kunst ist zurzeit nicht gerade oben auf dem Kunstmarkt.“ Die Luther-Ausstellung bleibt bis zum 17. September, geöffnet montags bis donnerstags 11 bis 16, samstags von 11 bis 13 Uhr.   Text: Anne Horstmeier

Autor: Old Fritz

Ich bin ein Silberuser, Jahrgang 1949. Hier schreibe ich seit 2021 über Manfred Luther, ansonsten schon seit 2011. Er ist 2004 gestorben und nur im Raum Dresden mit seinen Werken bekannt. Damit er nicht vergessen wird, betreibe ich diesen Auftritt. Alle alten Fotos sind aus einem ererbten Archiv oder von mir (inkl. gescannt).

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